Gartentipp Dezember 2020 - Sind Pflanzen Lebewesen?

Gartentipp Dezember 2020 - Sind Pflanzen Lebewesen?

Ich machs mal nicht kurz, sondern ganz kurz – JA!

So sehe ich das halt. Warum beginne ich nicht mit meiner Argumentation dafür zu Beginn und schließe am Ende mit dem Ergebnis/Meinung ab? So wie das in der Rhetorik gelehrt wird. Weil ich es halt so klar und eindeutig sehe. Da kann für mich keine andere Antwort rauskommen. Fertig, ab, Ende, Aus. So ist es!
Ein paar Erklärungen will ich aber trotzdem noch folgen lassen.

Was ist denn kein Lebewesen?

Für mich als Beispiel, ein Stück Blech, ein Sack Zement, ein Stein zum Hausbau. Etwas wo sich, schlicht gesagt, nichts drin tut.

Was unterscheidet nun eine Pflanze vom Sack Zement?

· In ihr gibt es Lebensvorgänge.
· Sie nimmt Nahrung und Wasser auf. Zement nimmt auch Wasser auf. Okay, aber halt anders.
· Eine Pflanze erzeugt Sauerstoff.
· Sie hat unter- und oberirdisches Wachstum. Der Sack Zement eher nicht. Zumindest kenne ich keinen der so was macht.
· Eine Pflanze lagert im Innern eine Vielzahl von Stoffen ein.
· Sie produziert Samen und Früchte.
· Durch ihr Wachstum, Wurzeln und Triebe beeinflusst sie ihre Umgebung.
· Ihre Wurzeln gehen Verbindungen mit anderen Bodenorganismen ein, z. B. Symbiose mit Pilzen.
· Vor allem noch Eins. Eine Pflanze ist in der Lage sich auf veränderte Bedingungen einzustellen. Dieses Wissen gelangt über den Samen an die folgenden Generationen. Etwas übertrieben kann man von einer Fürsorge für die Nachkommen sprechen. So hab ich es zumindest gelesen.


Bei der Passionsblumenblüte gibt es sogar religiöse Verbindungen

Wenn sie jetzt überlegen fallen ihnen bestimmt noch ein paar andere Punkte ein. Aber warum kommt der Konrad auf so ein schräges Thema? Ich habe eine Veröffentlichung in einer Fachzeitschrift zu dieser Fragestellung gelesen. Sofort sind mir da diese Gedanken gekommen und nun stehen sie auf Papier. Für mich war es schon überraschend dass es diese Fragestellung überhaupt gibt. Gut, lehne ich mich mal wieder weit aus dem Fenster. Die Masse der Kleingärtner sieht ihre Pflanzen, egal ob Obst, Gemüse oder Zierpflanzen doch nicht als ein totes Ding. Ohne da jetzt auf religiöse oder sonstige Gefühlsbereiche einzugehen. Klar, manche von uns sehen in ihnen Teile der göttlichen Schöpfung. Andere verbindet ein starkes Gefühl mit ihren grünen Freunden. Denken wir nur an diejenigen die mit ihnen sprechen. Seit wenigen Jahren gibt es Angebote mit Waldführungen, auch mal Waldbaden genannt. In denen dem zivilisationsgeschädigten Konsummensch wieder innerer Halt und sogenannte Erdung versprochen wird. Ich tue mich allerdings mit einer gewissen Mystik, Esoterik, die da eingebunden wird, schwer. Man kann doch auch einfach mal was passieren lassen ohne gleich Erklärungen zu brauchen. Im Großen und Ganzen gesehen, Pflanzen können uns seelisch/innerlich helfen.


Eine Kleingartenanlage kann auch mal den Wald ersetzen

Ein Stück Blech tut sich da recht schwer. Ich kann höchsten drauf rumhauen um meine Aggressionen los zu werden. Immer wieder erwähnen gestresste Menschen wie gut ihnen die Gartenarbeit tut. Das ist nicht nur das körperliche Schaffen. Für mich spielt da auch viel Seele mit, indirekte Dinge die unser Innenleben, unsere Gefühle beeinflussen. Warum geht es uns nach einem Spaziergang durch die Natur (Wald, Wiesen) hinterher besser? Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde die wir nicht erklären können. Dann nehmen wir sie doch erstmal einfach hin. Geht auch, ich lebe schon Jahre damit. Zu dieser Thematik, Pflanzen als Lebewesen, gibt es wissenschaftliche Untersuchungen. Unabhängig davon ist das natürlich auch eine persönliche Sache. Ein Blumenkohlkopf bringt bestimmt nicht so viele Gefühle in Wallung wie ein Hundewelpe. Blumenkohl essen wir und sagen höchstens wie er uns geschmeckt hat. Aber selbst da sind Unterschiede vorhanden. Weil, wie wir wissen, erhebliche Geschmacksunterschiede vorkommen können. Unabhängig von der Zubereitung. Ebenso ist dem erfahrenen Hobbygärtner die Unterschiedlichkeit eigentlich gleicher Pflanzen bekannt. Ein Apfelbaum der in einer Baumschule aus der Gegend aufgewachsen ist verkraftet das Klima vor Ort normalerweise besser. Im Gegensatz zu einem Baum der aus, beispielsweise, milderen Bereichen angekarrt wird. Wir wissen doch wie oft es heißt, das Gehölz wächst bei uns nicht so gut. Der Apfel, die Birne usw. reifen bei uns nicht so richtig, schmecken nicht so gut. Ähnlich verhält es sich mit Winterhärte. Grundsätzlich erst mal egal ob an Obst oder Ziergehölzen. Das hat es schon vor der Klimaerwärmung gegeben. Bei Versuchen/Untersuchungen kam heraus. Pflanzen sind in der Lage Artgenossen bei Schädlingsbefall über Botenstoffe zu warnen. Die Gewarnten reagieren mit Abwehrmaßnahmen. Auch reagieren unsere grünen Freunde auf akustische Reize und Berührungen.
Fassen wir zusammen. Für die Masse von uns Normalsterblichen sind Pflanzen doch eher Lebewesen. Das es dazu Untersuchungen gibt ist schon mal interessant. Wer es anders betrachtet muss kein schlechter Mensch sein. Egal wie wir es sehen, eine ordentliche Behandlung bekommen wir mit guter Ernte, Wuchsfreudigkeit und prachtvollem Zierwert gedankt. Anscheinend reagieren Pflanzen auf mehr als Nährstoffe, Wasser und passendes Umfeld. Hier sind wohl Empfindungen zugange die noch genauer zu erforschen sind.


Hans Willi Konrad, DLR R-N-H Bad Kreuznach
Alle Bilder Hans Willi Konrad


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