Gartentipp September 2022 - Wildtiere am und im Haus

Gartentipp September 2022

Wildtiere im und am Haus

Da kommt beim einen oder anderen von uns bestimmt mal die kalte Wut auf und der Hals schwillt an. Es gibt einfach Viecher die wollen wir nicht in bzw. an unserem Heim haben. Unter Heim verstehe ich nicht nur den Wohnbereich. Auch Garage, Keller, Vorratsraum, Hobby-, Partyraum all das soll schlichtweg tierfrei sein. Grundsätzlich ein nachvollziehbarer Gedankengang. Na klar, der Konrad kommt natürlich mit Ausnahmen und Verständnis für die Natur, Umwelt usw. Richtig, Volltreffer. Nicht jedes Tier dass als Ungeziefer von uns bezeichnet wird sehe ich als solches. Ganz grundsätzlich. Mal eben schnell mit Giften den Störer bearbeiten ist zumindest teilweise strafbar. Ne Ladung Rattengift, Fallen oder sonstige Eigenmischungen und damit den Steinmarder bzw. die Tauben für immer stillgelegt ist nicht nur grenzwertig. Es ist verboten.


Tauben, geliebt und gehasst

Selbstverständlich weiß ich was los ist wenn ein Marder unters Dach oder in Zwischendecken gelangt. Dann geht’s dort rund. Im wahrsten Sinne des Wortes dreht der da auf. Wir hatten so einen Steinmarder zwischen unserem Scheunendach und der Isolierung. Spaßig finde ich was anderes. Auch bei Hühnerhaltern ist sein Freundeskreis eher überschaubar. Dass Tauben alles vollsche….ist auch nichts Neues.


Besonders geschützter Gartenschläfer, getötet.

Trotzdem dürfen Wildtiere generell nicht einfach so in Mitleidenschaft gezogen werden. Bundesnaturschutzgesetz, § 39 Allgemeiner Schutz wild lebender Tiere und Pflanzen. „Es ist verboten, wild lebende Tiere mutwillig zu beunruhigen oder ohne vernünftigen Grund zu fangen, zu verletzen oder zu töten.“ Es gibt Menschen in Deutschland denen ist die Jagd auf Wild unerträglich. Für sie ist das unnötig, sinnlos und gehört verboten. Natürlich sind unzählige Jagdbefürworter ganz anderer Auffassung. Sind Informationen zu unseren wildlebenden Tieren nötig gibt es die Stadt- oder Kreisverwaltungen bei denen Naturschutzabteilungen angesiedelt sind. Natürlich kann auch der zuständige Jäger angesprochen werden .Mit Sicherheit geben auch die Naturschutzverbände (BUND, Nabu) Hilfestellung. Die Argumentation nichts gewusst zu haben kommt im Ernstfall nicht gut. Alle Jahre wieder gibt es Berichte von Bewohnern die Schwalbennester an ihren Häusern und Gebäuden nicht wollen. Sie stoßen die Alten ab und entfernen sofort den Neuanfang wenn die Vögel mit dem Bau beginnen. Als Grund für diese Aktion geben sie die Verschmutzung mit Kot an. Naturfreunde dagegen hängen Nester auf und befestigen sogenannte Kotbretter darunter.


Künstliche Nester mit Kotfangbrett drunter

Diese fangen die Hinterlassenschaften auf. Natürlich muss irgendjemand das alles auch mal entfernen. Ganz zu schweigen von Wespennestern. Diese, zugegebener Maßen, schon aufdringlichen Tiere sorgen fast jedes Jahr für Schlagzeilen. Aber egal, es gibt an sehr vielen Gebäuden Stellen an denen keine Gefahr für Menschen besteht. Ich hab auch schon Stiche abbekommen, wie viele andere auch. Wer es platzmäßig möglich machen kann, keine ernsthaften Gesundheitsprobleme (z. B. Allergie) hat sollte sich überlegen ob er an schwer zugänglichen Stellen Nester einsprüht. Da passiert eher ein Unglück als beim vorsichtigen Umgang mit diesen gelben Störenfrieden am Esstisch. Ganz wichtig, nur zwei Wespenarten machen uns ernsthafte Probleme. Alle anderen finden uns überhaupt nicht interessant. Zu Hornissen kennen fast alle die Geschichten wieviel Stiche ein Pferd oder einen Menschen umbringen. Diese großen Brummer sind ebenfalls harmlos. Machen halt mit ihrem tiefen Gebrumm was her. Je nach Wärme finden sich schon im zeitigen Frühjahr innen an den Fenstern unserer Häuser Insekten die raus wollen. Fenster auf und wegfliegen lassen. Da braucht es kein Insektenspray zum Entwesen der Zimmer und Dachräume. Diese Tiere, wie Wanzen, Fliegen, Schmetterlinge, Florfliegen, Marienkäfer haben bei uns überwintert. Durch zunehmende Wärme werden sie aktiv und folgen dem Licht ans Fenster. Manche Raubvögel, Eulen und Falken, suchen Öffnungen in Scheunen, Türmen oder anderen brauchbaren Gebäuden um dort ihr Nest zu bauen. Genauso was beobachte ich seit Jahren in unserer Nachbarschaft, allerdings bei einem Rotschwänzchen. Das hat ein Loch im Mauerwerk entdeckt und sich dort häuslich eingerichtet. Ganz zu schweigen von den vielen Spatzen (Sperlingen) die sich unter den Dächern einnisten. Es gibt Zeitgenossen für die sind die genannten Beispiele alles andere als in Ordnung. Sie kennen bestimmt vergleichbare Situationen bei denen die Natur zu uns kommt. Mein ehemaliger Vorgesetzter, ein Biologe, sagte: „Die Leute wollen im Naturschutzgebiet wohnen. Aber wehe die Natur kommt zu ihnen“. Wenden wir uns den Viechern zu die wirklich unangenehm sind. Ratten und Mäuse. Deren Bekämpfung ist ein ganz anderes Kapitel. Sie übertragen Krankheiten, vernichten Vorräte und sind zuständig für massive Materialschäden an allem Möglichen. Hier ist es sinnvoll das Motto „Wehret den Anfängen“ zu beherzigen. Allerdings gibt es Vorgaben wie gegen diese ungeliebten Kameraden vorzugehen ist. Motten, Wanzen, Schaben, Flöhe, Spinnen gehören ebenfalls in die Kategorie nicht willkommen. Egal ob wir uns vor ihnen ekeln (Spinnen), auch Männer können da empfindlich sein. Sie uns durchaus für eine Futterquelle halten (Flöhe, Wanzen) und anstechen. Oder wie Schaben und Motten in unseren Lebensmitteln, Kleidern usw. schädlich sind. Ich habe bewusst das Thema nicht sonderlich tiefer gehend behandelt. Mir ging es wie häufig nur drum mal die Sichtweise anzusprechen. Natürlich flucht der hundertprozentige Rasenliebhaber wenn Regenwürmer und Maulwurf sein grünes Herzstück auf links drehen. Da kommen allen Ernstes Anfragen zur nachhaltigen Bekämpfung. Maßnahme egal. Hauptsache es wirkt. Erstaunlicherweise sind viele dieser Zeitgenossen sonst sehr „grün“ eingestellt. Aber wehe man ist selbst mal betroffen. Andere Gartenbesitzer kommen mit diesen beiden Mitbewohnern ganz gut klar. Gehen sie daher bei dem Fall dass sie mal von Tieren zu Hause heimgesucht werden die Sache mal aus unterschiedlichen Sichtweisen an. Selbst wenn sich nur in einem Fall die althergebrachte Ansicht verändern lässt hat es sich schon gelohnt.


Hans Willi Konrad, DLR R-N-H Bad Kreuznach
Alle Bilder Hans Willi Konrad


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