Rückblick VLF-Praxistreff Legehennenfütterung

Stand: 07/28/2022
Rückblick VLF-Praxistreff Legehennenfütterung

"Kaufst du noch oder mischst du schon?"

Am 02. Juli 2022 veranstaltete das KÖL RLP gemeinsam mit dem DLR Westpfalz und dem Verein landwirtschaftlicher Fachbildung (VLF) Nord- und Westpfalz e.V. einen Praxistreff unter dem Titel „Legehennenfütterung – Kaufst du noch oder mischst du schon?“. Insgesamt 16 Interessierte fanden sich am Samstag auf der Lehr- und Versuchsanstalt für Viehhaltung in Münchweiler für den theoretischen Teil der Veranstaltung zu den Grundlagen der Legehennenfütterung ein, bevor es nach einem kurzen Mittagessen mit fachlichem Austausch mit dem praktischen Teil weiter zum Demeter-Betrieb Goyert auf den Neuhof in Altleiningen ging.

Oftmals hohe Schwankungen in den wertgebenden Inhaltsstoffen bei Legehennenfutter

Den Auftakt der Veranstaltung machte Jochen Frickenhaus Er ist Mitarbeiter des DLR Westpfalz und Ansprechpartner für die Futtermittelprüfringe (FPR) Pfalz-Rheinhessen und Birkenfeld-Hunsrück-Nahe und berichtete in seinem Vortrag zu den Analyseergebnisse des Legehennenfutters, die innerhalb der letzten Jahre durch die FÜR untersucht wurden.

Im Rahmen der Untersuchungen werden bei Legehennen vor allem die wichtigsten Parameter in der Legehennenfütterung wie Energie- und Rohproteingehalt, essentielle Aminosäuren sowie die Mineralstoffe Calcium und Phosphor berücksichtigt.

Herr Frickenhaus zeigte eindrucksvoll, dass gerade für Selbstmischer, die große Mengen hofeigenes Getreide einsetzen, eine Untersuchung der Einzelkomponenten sinnvoll ist. Von insgesamt 17 untersuchten Winterweizen- und 25 Wintergerstenproben zeigte sich 2021, dass vor allem im Bereich des Rohproteins große Schwankungen vorliegen. Auch die Gehalte der wertbestimmenden Aminosäuren lagen im Mittel alle Proben unter den Werten der DLG.

Stellt man als Legehennenhalter plötzlich verminderte Eiqualitäten fest, so kann die Untersuchung der Zukaufsfuttermittel in Erwägung gezogen werden. Sowohl im Bereich der Eiweißergänzerfuttermittel, als auch der Alleinfuttermittel, wurden in den letzten Jahren gelegentlich Untergehalte festgestellt, die Auswirkungen auf die Eiqualität haben können.

Daher betont Herr Frickenhaus, dass es sich durchaus lohnt, sowohl die einzelnen Futterkomponenten wie z.B. das Getreide, als auch Legehennenalleinfutter, mindestens einmal im Jahr untersuchen zu lassen, um seine Hennen bedarfsgerecht füttern zu können und schlussendlich auch Futterkosten zu sparen. Mitglieder des Futtermittelprüfrings erhalten einen Rabatt auf die Untersuchungskosten.

Neben den Futtermitteluntersuchungen wurden in den Jahren 2021 und 2022 auch insgesamt 18 Proben von Hühnertrockenkot untersucht. Hier zeigte sich im Mittel aller Proben, dass die nach Landesdüngeverordnung vorgeschriebenen Stickstoff- (5%) und Phosphor-Werte (4,13%) nicht erreicht werden. Jedoch zeigte sich auch hier eine enorme Schwankungsbreit.

Phasenfütterung oder doch lieber Universalfütterung?

Mit dieser Fragestellung befasste sich der Vortrag von Matthias Heckmann, Legehennenhalter und Mitarbeiter des DLR Westpfalz. Als Einstieg in die Thematik beschreibt der Legehennenhalter zuerst die Grundlagen der Legehennenfütterung und die Besonderheiten des Verdauungssystems von Hühnern. Grundsätzlich gilt bei der Legehennenfütterung, dass der Nährstoffbedarf eines Huhns immer vom Haltungssystem, der Lebensmasse des Tieres und der Eimasse abhängt.

Im zweiten Teil seines Vortrages widmete sich Matthias Heckmann der Frage „Phasenfütterung oder Universalfütterung?“. Der grundlegende Unterschied zwischen diesen beiden Fütterungsvarianten liegt darin, dass bei einer Universalfütterung über die gesamte Legeperiode hinweg eine einheitliche Futtermischung verwendet wird, während bei einer Phasenfütterung verschiedene Futtermischungen angepasst an den wechselnden Nährstoffbedarf der Hennen gefüttert werden. In der Regel setzt sich eine Phasenfütterung aus 3 Phasen zusammen: Phase I (Lebendwoche (LW) 20-50), Phase II (LW 50-70) und Phase III (ab LW 80). Der Vorteil einer Phasenfütterung liegt darin, dass die Hühner sehr nah an ihrem Bedarf gefüttert werden können, und so die Umwelt- und Stoffwechselbelastung der Tiere durch einen „Luxuskonsum“ reduziert werden kann. Auf der anderen Seite erfordert eine Phasenfütterung aber auch mehr Lagerkapazitäten für die unterschiedlichen Futtermischungen. Auch die begrenzte Lagerfähigkeit des Futters und der höhere Zeitaufwand beim Anmischen müssen berücksichtigt werden. Daher kann gerade bei kleineren Beständen unter 1.000 Tieren (meist) eine Universalfütterung die praktikablere Lösung sein.

Die Universalfütterung ist im Grunde genommen eine Kompromisslösung zwischen der Fütterungsphase I und II, daher empfiehlt der Referent, die Fütterung gegebenenfalls in den unterschiedlichen Lebens- und Legeabschnitten „manuell“ anzupassen, sodass die Tiere weder über- noch unterversorgt sind.

Der Kostenvergleich zwischen einer Phasenfütterung und einer Universalfütterung zeigt, dass die Universalfütterung auf den ersten Blick etwas günstiger erscheint. Jedoch sind bei der Universalfütterung noch Mehrkosten von ca. 5% pro Hennen für das zusätzliche Angebot an Futter einzukalkulieren. Heckmanns Berechnung zum Kostenvergleich zwischen Zukauffutter und Eigenmischung zeigte, dass die Eigenmischung bezogen auf die reinen Futterkosten deutlich günstiger ist als bei einem zugekauften Futter. Die kosten für die Anschaffung einer Mahl- und Mischanlage waren in dieser Berechnung jedoch nicht berücksichtigt worden.

Schlussendlich ist es immer eine betriebsindividuelle Entscheidung. Grundsätzlich bietet sich eine Phasenfütterung aber eher für größere Betriebe bzw. Tierzahlen an. Bei einer Universallfütterung muss einem jedoch immer bewusst sein, dass es sich um eine Kompromisslösung handelt, die eine gute Aufmerksamkeit des Tierhalters erfordert.

Flexibilität durch eine eigene Mahl- und Mischanlage

Zum Abschluss des Vormittages berichtete Antonius Schulze Beikel von der Firma Buschhoff über den technischen Aspekt von Mahl- und Mischanlage. Grundsätzlich sind die Mahl- und Mischanlagen des Unternehmens, die in unterschiedlichen Größen und Ausstattungen verfügbar sind, für die hofeigene Futterproduktion für die verschiedensten Tierarten einsetzbar. So kann jeder Betrieb individuell Einfluss auf die eigene Rezeptur und eine optimale Futterstruktur und –zusammensetzung abgestimmt auf die jeweilige Tierart oder –gruppe nehmen.

Im Grundsatz bestehen alle modernen Mahl- und Mischanlagen aus drei Grundbausteinen: einer Vorlagerung der (einzelnen) Futterkomponenten, der eigentlichen Mahl- und Mischanlage und einer Fördereinrichtung zum Zielort. Die eigentliche Mahl- und Mischanlage besteht meist aus einer Hammermühle mit einer vorgelagerten Reinigung und einem Futtermischer. Um die einzelnen Futterkomponenten mengengenau dosieren zu können, steht die gesamte Mahl- und Mischanlage auf einem Wiegerahmen.

Die Firma Buschhoff stellt ihre Anlagen nach dem „Baukasten-Prinzip“ her, sodass die einzelnen Anlagenkomponenten variabel, angepasst auf die Wünsche der einzelnen Kunden, zusammengestellt werden können. Die Kosten für solche Anlagen sind stark von der Zusammenstellung und der Ausführung der einzelnen Komponenten, dem Automatisierungsgrad und der Größe abhängig. Hinzu kommen außerdem noch laufende Kosten für Verschleißteile, Energie und Arbeitslohn. Kleine, wenig automatisierte Anlagen fangen bei etwa 15.000€ an. Die durchschnittlichen Anschaffungskosten liegen laut Schulze Beikel in der Regel aber eher bei ca. 40.000€.

Zum Abschluss seines Vortrages stellt Herr Schulze Beikel nochmal die Vorteile einer eigenen Mahl- und Mischanlage heraus. Neben einer Erhöhung der Wertschöpfungskette durch eine Futtererzeugung direkt auf dem Betrieb, bietet sie außerdem die Möglichkeit einer zügigen Anpassung der Fütterung selbst vornehmen zu können und die Futterstruktur optimal auf die jeweilige Tierart einzustellen.

Betriebsbesuch Neuhof - Markus Goyert

Nach dem Mittagessen machte sich die Gruppe auf zum Besuch des Demeter-Betriebes Goyert auf den Neuhof in Altleiningen. Auf dem circa 85 ha großen Familienbetrieb leben neben Schweinen und Rindern auch insgesamt knapp über 3.000 Legehennen in fünf Stalleinheiten (ein Feststall und vier Mobilställe), die den Hauptzweig des landwirtschaftlichen Betriebes unter Leitung von Markus Goyert bilden.

Seit auf dem Neuhof Hühner gehalten werden, mischt und mahlt Familie Goyert ihr Legehennenfutter selbst. Um den Bedarf der Tiere bestmöglich decken zu können, setzt sich die Futtermischung von Herrn Goyert zu 2/3 aus einem zugekauften Bio-Eiweißergänzer sowie zu 1/3 aus den eigenen Futterkomponenten Ackerbohne oder blaue Lupine, Triticale und Hafer zusammen. Gefüttert werden die Demeter-Hennen mit einer Universalration, die bei Bedarf nochmal individuell auf den Bedarf der Hennen angepasst wird.

Eine Besonderheit des Betriebes ist, dass die Legehennen zusätzlich zur normalen täglichen trockenen Ration nachmittags zusätzlich noch etwas angefeuchtetes Futter, sowie eine Beschäftigungsfütterung im Auslauf in Form von Keimgetreide erhalten. Somit kommen die Hennen von Herrn Goyert auf eine beachtliche tägliche Futteraufnahme von ca. 150g/Henne! Zum Vergleich: in der Literatur wird von einer täglichen Futteraufnahme von 120-130g pro Tier ausgegangen.

Eine weitere Besonderheit des Betriebes: seit fast 20 Jahren wird fast jede Legehennenherde auf dem Demeter-Betrieb gemausert – auch im Mobilstall! Neben der allgemeinen und der Keimgetreidefütterung stieß auch diese Thematik bei den Teilnehmern auf großes Interesse und regte zum intensiven Austausch an.

Zum Abschluss der Veranstaltung durften alle Interessierten sich noch einmal die Herde des Betriebes anschauen, die bereits die zweite Mauser durchlaufen hat. Somit ging ein informativer Veranstaltungstag mit einem ausgeglichenen Anteil an theoretischem Hintergrund am Vormittag und einem praktischen Ausklang mit viel zum Anfassen und Anschauen am Nachmittag zu Ende, bei dem der Austausch nicht zu kurz kam!

Wir bedanken uns bei allen Referenten und Herrn Goyert, die trotz des Wochenendes bereitwillig Rede und Antwort gestanden haben. Vielen Dank dafür!


Bild 1: Markus Goyert hat sehr anschaulich die Ration seiner Bio-Legehennen

für die Seminar-Teilnehmer*innen vorgestellt


Bild 2: Auch das Thema Mauser stieß bei den Teilnehmer*innen auf dem Neuhof
auf großes Interesse. Diese Herde von Markus Goyert wurde bereits zweimal
gemausert und kann sich wirklich sehen lassen!


Bild 3: Eine gute Mischung aus Theorie und Praxis bot der Praxistreff zur
Legehennenfütterung. Zum Abschluss der Veranstaltung wurde noch einer der
Mobilställe des Demeter-Betriebes in Altleinigen besichtigt.


Bild 4: Die Bio-Legehennen des Neuhofs erhalten zusätzlich zur normalen
Futterration auch Keimgetreide und Feuchtfutter, sodass die Hennen auf einen
beachtliche tägliche Futteraufnahme von 150g/Henne kommen!



    www.Oekolandbau.rlp.de