Gartentipp April 2021- Ratten,unangenehme Mitbewohner

Gartentipp April 2021

Ratten - unangenehme Mitbewohner

Schon gut, ich weiß das ist ein unappetitliches Thema. Nur wenn wir beschämt darüber schweigen, wird es auch nicht besser. Ich habe auch nur die Absicht mich unverfänglich und ohne erhobenen Zeigefinger darüber zu äußern. In letzter Zeit bin ich halt hier und da drauf gestoßen. Sei es, dass mir Ratten am Tag über den Weg liefen oder ich Maßnahmen zu ihrer Bekämpfung sah. Das Schärfste war, als mir so ein Vieh auf einem ehemaligen Bauernhof an den Beinen vorbei rannte und diese berührte. Es war Sommer und ich in kurzen Hosen unterwegs. Da ging ich mit einem Schrei hoch wie eine Rakete. Wir wissen so ziemlich alle was diese Nager für ein Umfeld brauchen. Sie sind sehr anpassungsfähig und können sich fast überall behaupten. Von Gewässern bis in Städte.


Hier können Ratten vorkommen

Gärten, Bachläufe, Lagerplätze für Futter- und Lebensmittel, leerstehende Häuser und Brachflächen in Ortschaften sowie unendliche sonstige Stellen. Klasse finden sie natürlich, wenn Verstecke und Futter nahe bei einander sind. Es geistert eine Faustzahl umher, die besagt: Eine Stadt hat so viele Ratten wie Einwohner. Hoppla, da soll man noch ruhig bleiben? Schlimm ist natürlich, selbst wenn diese Angabe stimmt, wir sehen die Tiere trotzdem nur sehr selten. Sehen wir tagsüber Ratten, ist schon mal eine große Population (Masse, Menge, Anzahl) vor Ort. Aber welche Eigenschaften helfen ihnen, sich so gut in ihrer Umgebung durchzusetzen? Sie sind einfach schlau, sie lernen dazu und geben ihr erlerntes Wissen weiter. Daher muss bei Bekämpfungsmaßnahmen klug vorgegangen werden. Ratten meiden Köder wenn sie den Verdacht haben, das mit diesem Futter etwas nicht in Ordnung ist. Ganz raffiniert geht es zu, wenn neue Futterstellen gefunden werden. Hier gibt es Vorkoster, die zuerst probieren. Ist das neue Futter als unbedenklich eingestuft, frisst erst der restliche Clan davon. Ratten sind sehr beweglich. So gelangen sie auch an schwer zugängliche Orte. Sie verfügen über ein erstaunliches Grabevermögen. Außerdem sind sie gute Bergsteiger, klettern praktisch senkrechte Wände hoch.

Ein weiterer Teil der Überlebensstrategie ist ihre immense Vermehrungsfähigkeit sowie Robustheit. Alles in allem gute Voraussetzungen um den jährlichen, tonnenweisen Einsatz von Bekämpfungsmitteln zu überstehen. Nun, Ratten haben in unserer Kultur einen richtig schlechten Ruf. Im Gegensatz zum Hinduismus. In dieser Religion werden sie als heilige Tiere in einem „Rattentempel“ in Rajasthan, Indien verehrt. Mir persönlich sind sie nicht sympathisch. Bei anderen Mitmenschen habe ich aber auch schon Bedauern kennen gelernt, als eine Ratte von einem Auto überfahren wurde. Es ging dabei um die Art des Todes. In unseren Gefilden sind zwei Rattenarten heimisch. Die sehr häufige Wanderratte und die seltene Hausratte. Hausratten brauchen ein eher milderes Umfeld. Sie bevorzugen Gebäude und sind nur selten außerhalb dieser zu finden. Die Kanalisation ist nicht ihr Ding. Dafür fühlen sie sich in Lagerstätten von Futter- und Lebensmittel sehr wohl. Also in Hafenanlagen, Bauernhöfen, Orten mit Tierhaltung und natürlich sonstigen Gebäuden. Wird ein Befall mit der Hausratte festgestellt dann ist er meist auch richtig heftig. Die Ratte, die wir am häufigsten sehen, wenn überhaupt, ist die Wanderratte. Generell gilt: Sehen wir Ratten tagsüber, ist Betrieb im Busch. Wanderraten sind gute Schwimmer und Kletterer. Normalerweise fliehen sie bei Gefahr. In die Enge getrieben wehren sie sich, im wahrsten Sinne des Wortes, verbissen. Dabei können sie bis 1,5 m hochspringen. Wir Laien tun uns schwer, zwischen den beiden zu unterscheiden. Für diejenigen die sich nicht ekeln und einen zweiten Blick riskieren, eine grobe Unterscheidung: Wanderraten sind größer, schwerer mit einem eher abgestumpften Kopf bzw. Schnauze. Bei der Hausratte ist der Schwanz länger als der gesamte Körper. Sie hat größere Ohren, Kopf/Schnauze laufen mehr spitz zu. Alles in allem kleiner, leichter, schlanker im Vergleich zur Wanderratte.


Rattenbekämpfung mit Köderbox im öffentlichen Raum

Was können wir vorbeugend tun um eine Ansiedelung zu vermeiden?
Sauber, ordentlich aufgeräumt, Räumlichkeiten dichtmachen: Das ist es.
Keine Futter- oder Lebensmittel rumliegen lassen. Kommt schon mal im Gartenhäuschen vor. Gerade bei Kleintierhaltung. Den Viechern ist es egal ob sie Legemehl, trockenes Brot, Brötchen, Getreideprodukte für Hühner oder Karotten für Hasen vorfinden. Lebensmittel nicht über den Komposthaufen entsorgen. Kann lange gut gehen, aber wenn die Burschen mal im Garten sind, dann Mahlzeit.

Hunde und Katzen sind nicht in der Lage, ein bestehendes Vorkommen zu beseitigen. Eher können diese Haustiere eine Ansiedelung erschweren. Im Handel gibt es Geräte die mit Schall, Magnetfelder und dergleichen arbeiten. Vergessen sie die Dinger. Falleneinsatz geht, ist jedoch aufwendig, schwierig und ekelig. Irgendeiner muss ja die gefangenen Ratten entsorgen. Ein zerstören ihrer Verstecke hilft natürlich auch. Wundern sie sich nicht, was da so aus einer Zwischendecke im Hühnerhaus rausflitzt. Auch das habe ich schon erlebt. In Berichten fand ich Aussagen, dass Ratten durch Löcher von 2 cm Größe schlüpfen. Um das zu vermeiden müssen z. B. auch höher liegende Lüftungsöffnungen massiv gesichert sein. Ein Plastikblumentöpfchen mit ein paar Löchern als Verschluss hält da nicht lange Stand. Heimische Fressfeinde sind Wiesel, Iltis, Marder oder Greifvögel wie Bussard und Eulen.

Ist ein Rattenbefall vorhanden oder besteht der Verdacht, sind Kontrolle und Bekämpfung unabdingbar. Persönliche Schutzvorkehrungen (Handschuhe, Mundschutz) sind allemal beim Arbeiten in den speziellen Bereichen angebracht. Die Pest ist in Deutschland keine Gefahr. Allerdings verbreiten die Nager andere ungesunde Erreger. Hantavirus und Salmonellen sind uns doch wohl bekannt. Ganz wichtig ist die Verunreinigung aller möglichen Stoffe durch ihren Kot und Urin. Gefährdet sind nicht nur wir, sondern auch unsere Haus- und Nutztiere. Bekämpfungen probiert wohl jeder erst mal selbst aus. Um einen langfristigen Erfolg, beispielsweise in bewohnten Bereichen, zu erzielen kommen wir sehr selten an einem Schädlingsbekämpfer vorbei.

Und letzten Endes: Wanderratte und Hausratte gelten bei uns als klassische Kulturfolger des Menschen. Dort wo wir sind tauchen sie auch auf.


Hans Willi Konrad, DLR R-N-H Bad Kreuznach
Alle Bilder Hans Willi Konrad


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