Neue Wege bei der Blutlausbekämpfung (02/04)

Kathrin Hetebrügge und J. Zimmer, 2004, Kompetenzzentrum Gartenbau, DLR Rheinpfalz


Einleitung

Die Blutlaus Eriosoma lanigerum Hausm. ist ein weit verbreiteter Schädling im Apfelanbau. In den letzten Jahren ist sie in Mitteleuropa verstärkt aufgetreten, was insbesondere im ökologischen Anbau aufgrund mangelnder Bekämpfungsmöglichkeiten Probleme bereitet.
Einen interessanten Lösungsansatz stellt die biologische Bekämpfung der Blutlaus dar. Es gibt eine Reihe von natürlichen Gegenspielern, die einen bedeutenden Einfluss auf die Populationsentwicklung der Blutlaus haben. Als wichtigster Antagonist gilt die Blutlauszehrwespe Aphelinus mali Hald., die in den 20er Jahren zur Bekämpfung der Blutlaus nach Europa eingeführt wurde (Bonnemaison 1963, Lohrer 1996). Unter Klimabedingungen zeigt sie oftmals eine unzureichende Wirkung, da der Parasit und sein Wirt im Frühjahr schlecht synchronisiert sind (Evenhuis 1962).
Weitere Gegenspieler der Blutlaus sind Ohrwürmer (Forficula auricularia L.), Marienkäfer- (Coccinella septempunctata L. und Adalia bipunctata L.) und Florfliegenlarven (Chrysopa carnea St.) (Fortmann 1993). Ohrwürmer haben einen bedeutenden Einfluss auf die Blutlauspopulation (Mols 1996, Mueller et al. 1988, Ravensberg 1981). Über das Wirkungspotential der anderen Prädatoren und in welchem Maße sie zur Regulation des Blutlausbefalls beitragen, ist jedoch wenig bekannt.


Blutlaus (Eriosoma lanigerum Hausm.)

Systematik und Morphologie


Die Blutlaus (Eriosoma lanigerum Hausm.) stammt aus Nordamerika und wurde gegen Ende des 18. Jahrhunderts nach Mitteleuropa eingeschleppt. Die adulten Tiere sind ca. 2 mm groß, rotbraun und besitzen kurze Fühler und porenförmige Siphonen (Hinterleibsröhrchen). Beim Zerdrücken der Tiere tritt ein blutroter Körpersaft aus, daher die deutsche Namensgebung. Charakteristisch für die Blutlaus ist die Ausscheidung von weißen, watteähnlichen Wachsfäden während der Vegetationsperiode (Abb. 1).

Biologie und Lebensweise

Blutläuse befallen hauptsächlich Apfelbäume (Malus Mill. ssp.). Gelegentlich findet man sie jedoch auch auf anderen Rosaceaen, wie z. B. Birnen (Pyrus L. ssp.), Felsenmispeln (Cotoneaster Medik. ssp.), Weiß- und Rotdorn (Crataegus L. ssp.), Feuerdorn (Pyracantha M.Roem. ssp.) und Zierquitte (Chaenomeles Lindl. ssp.).
Ein Teil der Blutläuse überwintert oberirdisch geschützt in Rindenritzen, an Wunden oder am Wurzelhals. Viele Tiere wandern in den Wurzelbereich in Tiefen bis zu 50 cm unter der Erdoberfläche ab. Durch diese Lebensweise und da die Tiere im Winter die Wachsproduktion einstellen, ist zu dieser Jahreszeit ein Befall nur sehr schwer erkennbar (Albert und Hassan 1997, Heinze 1978). Ältere Tiere sind wesentlich kälteempfindlicher als junge Larven und überleben den Winter meist nicht. Die neue Generation im Frühjahr wird also überwiegend von jungen Larvenstadien gebildet, die Temperaturen von bis zu –25 °C aushalten. In sehr strengen Wintern gehen viele der oberirdisch überwinternden Tiere zugrunde. Der Neubefall im Frühjahr geht dann überwiegend von den aufwandernden Blutläusen aus, die im Wurzelbereich überwintert haben (Heinze 1978).
Die Aufwanderung in die Baumkrone findet Ende März/Anfang April statt, wenn die Tiere durch die steigenden Temperaturen wieder aktiv werden. Je nach Witterung findet man ab Mai die ersten Blutlauskolonien meist an Wunden, in Ritzen und am Wurzelhals. Bevorzugt werden auch Wasserschosse und bereits existierende Blutlausgallen vom Vorjahr (Albert und Hassan 1997, Langenbruch und Zeller 1999, Mols 1996). Zunächst siedeln sich die Blutläuse eher im unteren Baumbereich, am Stamm und überwiegend auf der Unterseite der Äste an (Asante et al. 1993). Bei Temperaturen über 15°C, wandern die Larven der neuen Generationen auch auf die jungen Triebe und siedeln sich dort vorzugsweise in den Blattachseln an.
Die Dispersion der Blutläuse erfolgt über aktive Wanderungen und das Verwehen der Läuse durch Wind. Die Verbreitungsfähigkeit der ungeflügelten Tiere ist jedoch sehr beschränkt. Ab Juli treten geflügelte Weibchen auf, durch die sich der Befall auch auf andere Bäume und über weitere Entfernungen hinweg ausbreitet.
Im Sommer kommt es bedingt durch die höheren Temperaturen und eine veränderte Saftzusammensetzung in der Wirtspflanze zu einem Rückgang der Vermehrungsintensität der Blutlaus. Heinze (1978) geht davon aus, dass dann Stoffe, die für die Blutlausentwicklung von wesentlicher Bedeutung sind, fehlen oder in zu geringen Mengen vorhanden sind. Ab Ende August sind die Bedingungen für die Blutlausentwicklung wieder günstiger und es findet eine stärkere Vermehrung statt (Evenhuis 1962).
Im Jahr werden je nach Witterung normalerweise 8 bis 10, maximal bis zu 12 Generationen gebildet. Die Vermehrung der Blutlaus erfolgt parthenogenetisch und vivipar.
Die Entwicklungsdauer der Blutlaus ist stark temperaturabhängig. Der optimale Temperaturbereich der Blutlaus liegt zwischen 13 und 20 °C. Temperaturen von 30 °C und mehr wirken sich bereits nachteilig auf die Entwicklung der Blutlaus aus. Ein Weibchen erzeugt im Durchschnitt 150 Nachkommen.

Schaden und wirtschaftliche Bedeutung

Die Blutlaus schädigt die Bäume nicht durch den Saftentzug, sondern durch die Speichelabgabe während des Saugvorgangs. Der Speichel regt die Kambiumzellen zum Wuchern an wodurch sich ein schwammiges Gewebe bildet. Häufig platzt die Rinde auf und es kommt zur Ausbildung von krebsartigen Wucherungen, dem sogenannten Blutlauskrebs. Ein starker Blutlausbefall führt zu einer erheblichen Reduktion der Baumvitalität, welcher sich in Ertragseinbußen niederschlägt.
Blutlauszehrwespe (Aphelinus mali Hald.)

Die Blutlauszehrwespe Aphelinus Hald. ist in den 20er Jahren aus Nordamerika zur Blutlausbekämpfung nach Europa eingeführt worden. In den darauffolgenden Jahren wurden in vielen Ländern, insbesondere in Frankreich, Deutschland, Italien und der Schweiz, umfangreiche Unter-suchungen über die Biologie und Einbürgerung der Blutlauszehrwespe durchgeführt (Sprengel 1928).

Die etwa 1 mm lange, überwiegend schwarz gefärbte Schlupfwespe ist ein monophager Parasit der Blutlaus (Abb. 2). Sie sticht ihren Wirt mit dem Ovipositor an und belegt ihn im Normalfall mit je einem Ei. Nach 2 bis 4 Tagen schlüpft aus dem Ei eine Larve, die sich im Inneren der Blutlaus entwickelt (Heinze 1978). Die Blutlaus stellt wenige Tage nach der Parasitierung die Nahrungsaufnahme und die Wachsproduktion ein. Ihr Körper beginnt sich schwarz zu färben und schwillt an, die Haut wird straff und hart (Sprengel 1928). Nach einer Entwicklungsdauer vom Ei bis zum Imago von 20 bis 28 Tagen (je nach Temperatur), verlässt die fertig entwickelte Zehrwespe ihren Wirt durch ein rundes Loch im Hinterleib (Abb. 3). Alle Stadien der Blutlaus können parasitiert werden. Die jungen Stadien werden jedoch seltener befallen, weil sie zwischen den größeren Individuen relativ geschützt sind.

In unseren Breitengraden hat die Blutlauszehrwespe 4-8 Generationen im Jahr. Durch die lange Lebensdauer der Adulten von durchschnittlich 25 Tagen überlappen ab Mai die Generationen (Sprengel 1928). Durchschnittlich werden etwa 60 Eier abgelegt. Die Zehrwespe und ihr Wirt sind in unseren Breitengraden im Frühjahr schlecht synchronisiert. Aphelinus mali erscheint zu früh und findet dann nur wenige Wirte vor, so dass die Vermehrung des Parasiten behindert wird (Hassan et al. 1993). Meist ist die Blutlauszehrwespe erst im Sommer, wenn die Blutlausvermehrung bereits ihren Höhepunkt überschritten hat, in der Lage die Blutlauspopulation drastisch zu reduzieren. Die Abnahme der Blutlauspopulation im Sommer ist nicht nur, wie häufig angenommen, eine Folge des hohen Parasitierungsgrades durch die Zehrwespe, sondern die Parasitierungsrate erhöht sich durch den Vermehrungsrückgang der Blutlaus. Ab September gehen die ersten Zehrwespenlarven in die Diapause. Aufgrund dessen und auch wegen der Populationszunahme der Blutlaus nimmt die Parasitierung im Laufe des Herbstes prozentual allmählich wieder ab. Die Diapause-Larven von Aphelinus mali sind extrem frostresistent. Die Eier, Junglarven und Adulten sind kälteempfindlich, die Nymphen in Diapause erfrieren bereits bei Temperaturen unter – 7,8 °C (Langenbruch und Zeller 1999, Bonnemaison 1965). Die Ruhepause endet zwischen Anfang Dezember und Ende Mai.
Generell ist die Blutlauszehrwespe der Blutlaus durch eine wesentlich geringere Vermehrungsrate unterlegen. Die Blutlaus hat eine kürzere Entwicklungsdauer und eine größere Nachkommenschaft. Die Populationsentwicklung der Blutlaus erfolgt also wesentlich rascher als die der Zehrwespe. Durch den schlechten Start der Zehrwespe im Frühjahr hat die Blutlaus einen deutlichen Vorsprung. Um die Blutlaus jedoch wirksam zu bekämpfen müsste die Ausgangspopulation des Parasiten verglichen mit der des Wirtes ausreichend groß sein.

Blutlausbekämpfung mittels Nützlinge

Bei der Bekämpfung der Blutlaus könnten Nützlinge und hierbei besonders die Blutlauszehrwespe als monophager Parasit sehr effektive Bekämpfungserfolge erzielen. Aus dieser Überlebung heraus wurde am Kompetenzzentrum Gartenbau im DLR Rheinpfalz (ehemaligen SLVA Ahrweiler) in Zusammenarbeit mit dem Institut für Phytomedizin der Forschungsanstalt Geisenheim im Rahmen von zwei Diplomarbeiten Versuche zur alternativen Bekämpfung der Blutlaus mittels Nützlingen durchgeführt. Hieraus entwickelte sich eine Zusammenarbeit mit einem Nützlingsanbieter. Mit dem Bezug von Aphelinus mali aus Nützlingszuchten unter kontrollierten Bedingungen könnten vermutlich eine effektivere und vorhersehbarere Wirkung bei der Bekämpfung der Blutlaus erzielt werden.


Die Ergebnisse setzen sich aus zwei Diplomarbeiten zusammen. Im Jahr 2002 wurde von Frau Immik der Einfluss verschiedener Nützlinge auf den Populationsverlauf der Blutlaus untersucht. In Freiland- und Gewächshausversuchen wurden Ohrwürmer (Forficula auricularia L.), Larven der Florfliege (C. carnea St.), des Zweipunkt– Marienkäfers (A. bipunctata L.) und des Siebenpunkt- Marienkäfers (C. septempunctata L.) und Zehrwespen (Aphelinus mali Hald.) eingesetzt. Es stellte sich heraus, dass die Zehrwespe der geeignetste Gegenspieler zur Bekämpfung der Blutlaus ist. Allerdings zeigt sie unter mitteleuropäischen klimatischen Bedingungen oftmals eine unzureichende Wirkung, da der Parasit und sein Wirt im Frühjahr schlecht synchronisiert sind (Evenhuis 1962). Die Zehrwespe wird zu spät in der Anlage aktiv, so dass der Schaden bereits entstanden ist. Um den Nützling in seiner Effektivität zu unterstützen, sollten zusätzliche Freilassungen im Frühjahr erfolgen.

Deshalb wurde in einer zweiten Diplomarbeit die Leistungsfähigkeit von Aphelinus mali aus Nützlingszucht untersucht. Frau Hetebrügge führte 2003 Versuche zum Schlupfverhalten der gezüchteten Zehrwespen und einen Vergleich verschiedener Freilassungsvarianten durch. Hierbei sollten erste Erkenntnisse zum gezielten Einsatz von Aphelinus mali aus Nützlingszucht gewonnen werden.

Material und Methoden


Diplomarbeit 2002

Im Freiland wurden in zwei ökologisch bewirtschafteten Apfelanlagen die in Tab. 1 aufgelisteten Versuchsvarianten in vierfacher Wiederholung angelegt. Die Ausbringung der Nützlinge erfolgte je nach Kronenvolumen an ein bis zwei Ausbringungsstellen pro Baum. Über einen Zeitraum von drei Wochen wurde die Entwicklung der Blutlauspopulation in den einzelnen Varianten anhand eines Boniturschemas erfasst.

Tab. 1: Versuchsvarianten der Freilandversuche in Herxheim und Mainz
Versuchsvariante
Ausbringung
DatumTiere/m³ Kronen-volumenEntwicklungs-stadium
1 – Kontrolle
---
2 Florfliege (C. carnea)
31.05.0212Larven
    3 – Zweipunkt-Marienkäfer
    (A. bipunctata)
31.05.0212Larven
    4 – Siebenpunkt-Marienkäfer
    (C. septempunctata)
31.05.0212Larven
    5 – Gemeiner Ohrwurm
    (F. auricularia)
08. / 09.07.0212 (Mz) / 25 (Hh)Adulte und Nymphen

Der Gewächshausversuch wurde in geschlossenen Kabinen (á 15 m²) der Forschungsanstalt Geisenheim an Äpfeln der Sorte `Pomfit´ in 10 l-Containern durchgeführt. Nach der erfolgreichen Infektion der Bäume mit Blutläusen wurden die in Tab. 2 aufgelisteten Versuchsvarianten angelegt. Jede dieser Varianten bestand aus vier Bäumen, die jeweils mit ca. 30 cm Abstand zueinander in der Mitte der Gewächshauskabinen standen.

Tab. 2: Versuchsvarianten des Gewächshausversuches
Versuchsvariante
Ausbringung
DatumTiere / BaumKabinen-Nr.
1 - Kontrolle
--1
2 - Florfliege (C. carnea)
21.06.02152
3 - Zweipunkt - Marienkäfer

    (A.. bipunctata)
21.06.02153
4 – Siebenpunkt - Marienkäfer

    (C. septempunctata)
21.06.02154
5 - Ohrwurm (F. auricularia)
15.07.02152
6 - Ohrwurm (F. auricularia)
15.07.02303
7 - Blutlauszehrwespe (A mali)

    Adulte
15.07.02

19.07.0290 + 454

8 - Blutlauszehrwespe (A. mali)

    Zweige
17.08.0240 Zweige

(= ca. 2458 Tiere)2




Diplomarbeit 2003

Es wurden Untersuchungen zu Schlupfraten von überwinterten Blutlausmumien an Zweigen und von parasitierten Pupparien gezüchteter Aphelinus mali durchgeführt. Letztere wurden vom Nützlingsproduzenten (Katz Biotech Services, Welzheim) sowohl als lose Ware als auch auf Kärtchen aufgeklebt zur Verfügung gestellt.

Im Ausbringungsversuch wurden am 17.06.03 in einer ökologisch bewirtschafteten Apfelanlage Aphelinus mali auf Kärtchen ausgebracht. In Tab. 3 sind die Versuchsvarianten, die in vierfacher Wiederholung angelegt wurden, aufgelistet.

Tab. 3: Versuchsvarianten des Freilandversuchs
Variante
Ausbringungsmenge
pro Baum
1 - Kontrolle
-
2 - 50.000 A. mali / ha
28
3 - 100.000 A. mali / ha
50

Ergebnisse und Diskussion

Diplomarbeit 2002

Die Marienkäfer- und Florfliegenlarven erzielten Wirkungsgrade von maximal 53%, ein punktueller Einsatz dieser Nützlinge ist aus ökonomischer Sicht nicht sinnvoll. Die Versuchsergebnisse zeigen, dass die Blutlauszehrwespe Aphelinus mali und der Gemeine Ohrwurm F. auricularia die bedeutendsten Gegenspieler der Blutlaus sind (Abb. 4). Die Förderung der Ohrwürmer durch das Aufhängen von Unterschlupfmöglichkeiten leistet einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zur Blutlausregulierung. Wenn die Gefahr der Fruchtschädigung besteht, sollten die Tagesquartiere jedoch aus der Anlage entfernt werden.


Abb. 4: Die erzielte Wirkung der Ausbringung von Ohrwürmern auf die Blutlaus.

Die Entwicklung der Wirkungsgrade in den beiden Versuchsvarianten mit Aphelinus mali im Gewächshausversuch zeigt, dass anfangs eine ausreichend große Zehrwespenpopulation vorhanden sein muss, um die Blutlaus effektiv zu bekämpfen (Abb.5). Das Ergebnis bestärkt die Annahme, dass der Hauptgrund für die zu geringe Effektivität der Zehrwespe gegen die Blutlaus unter unseren Klimabedingungen in den schlechten Ausgangsbedingungen im Frühjahr liegt (Hassan et al. 1993). Daraus resultiert der Ansatz der Diplomarbeit von 2003, die Wirkung der frühzeitigen Freilassung gezüchteter Zehrwespen zu untersuchen.


Abb. 5: Die Wirkungsgrade mit geringer (7-A. mali – Ad.) und hoher Ausbringungsmenge
(8 - A. mali – Zw.) von A. mali nach unterschiedlichen Zeiträumen.


Diplomarbeit 2003

Die Schlupfkontrollen der an Zweigen überwinterten Mumien erreichten Schlupfraten von 56,43% und 62,15%. Der erste Schlupf konnte bereits im Januar ermittelt werden. Der zeitliche Schlupfverlauf bestätigte, dass ein Grossteil der Zehrwespen sehr früh im Jahr schlüpfen, bevor die Blutlauspopulation beginnt. Bis Ende April waren bereits in Anlage 1 84,4% und in Anlage 2 88,3% der an Zweigen überwinternden Aphelinus mali geschlüpft.
Die Schlupfkontrollen von Aphelinus mali aus Nützlingszucht ergaben, dass aus der lose gelieferten Ware nach 8 Tage nur 49,1 % der Pupparien geschlüpft waren, während aus den aufgeklebten Mumien eine Schlupfrate von 92,3 % zu verzeichnen war. Der Grund für die unbefriedigende Schlupfrate der losen Pupparien könnte der fehlende Gegendruck während des Schlupfvorgangs sein.

Bei der Betrachtung der Ergebnisse muss berücksichtigt werden, dass aufgrund Lieferungsproblemen von Aphelinus mali die Ausbringung erst zu einem sehr späten Zeitpunkt am 17.06.2003 erfolgen konnte. Zu diesem Zeitpunkt war in der Versuchsparzelle ein extrem starker Befall vorhanden. Zeitgleich zum Ausbringungstermin wurden die ersten natürlich vorkommenden Aphelinus mali in der Parzelle beobachtet. Dies führte auch zu einer Parasitierung und Befallsrückgang in der Kontrollvariante (Abb. 6). Die höchsten Wirkungsgrade konnten bei einer Ausbringungsmenge von 100.000 Aphelinus mali / ha bei den Boniturstellen 1 bis 3 ermittelt werden, die sich in der Nähe der Freilassungskärtchen befanden (Abb. 4).




Abb. 6: Verlauf der Wirkungsgrade im Ausbringungsversuch an den Boniturstellen 1-3.

Die Ergebnisse lassen den Rückschluss zu, dass mit einer termingerechten Ausbringung der Blutlauszehrwespe eine wirkungsvolle Methode zur Bekämpfung der Blutlaus zur Verfügung stehen kann. Die Firma KBS (Katz Biotech Services) arbeitet zur Zeit an der Entwicklung eines kommerziellen Produktionsverfahrens für Aphelinus mali. Hinsichtlich der Ausbringungstermine und -mengen werden weitere Untersuchungen in 2004 erfolgen.


E. Immik1), K. Hetebrügge2), J. Zimmer3), Prof. Dr. H. Holst4)

1) Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum -Rheinpfalz-, Breitenweg 71, 67435 Neustadt.
2) Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum -Rheinpfalz-, Kompetenzzentrum Gartenbau,
Walporzheimer Str. 48, 53474 Bad Neuenahr.
3) Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum -Rheinpfalz-, Kompetenzzentrum Gartenbau,
Walporzheimer Str. 48, 53474 Bad Neuenahr.
4) Forschungsanstalt Geisenheim, Institut für Phytomedizin, Von-Lade-Str. 1, 65366 Geisenheim.

Literatur

Albert, R.; Hassan, S.A.; Langenbruch, G.-A. (1997): Biologische Schädlings­bekämpfung, 7. Auflage. Auswertungs- und Informationsdienst für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (aid) e.V., Bonn, Münster: Landwirtschaftsverlag GmbH.
Bonnemaison, L. (1965) : Observations ecologiques sur Aphelinus mali Hald. parasite du puceron lanigère (Eriosoma lanigerum Hausm.). Ann. Soc. Ent. Fr. 1 (1), S.143-176.
Evenhuis, H.H (1962): Betrachtungen über den Einfluss der Blutlauszehrwespe Aphelinus. mali (Hald.) auf den Massenwechsel ihres Wirtes, der Apfelblutlaus E. lanigerum (Hausm.) in den Niederlanden. Z. ang. Ent. 49; 402-407.
Hassan, S.A.; Albert, R.; Rost, W.M. (1993): Pflanzenschutz mit Nützlingen im Freiland und unter Glas. Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart.
Heinze, K. (1978): Leitfaden der Schädlingsbekämpfung, Schädlinge und Krankheiten im Obst- und Weinbau. Band 2, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart.
Langenbruch, G.A.; Zeller, W. (1999): Pflanzenkrankheiten , Schädlinge und Nützlinge im Garten, Teil 1: Am Apfel, 2. Auflage. Hrsg.: Auswertungs- und Informationsdienst für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (aid) e.V., Bonn.
Sprengel, L. (1928): Untersuchungen über den Blutlausparasiten Aphelinus mali Hald. Anzeiger für Schädlingskunde, 4.Jg., Heft 12, S. 151-160.



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